Donnerstag, 24. Oktober 2013

Warum der Begriff "Veteranentreffen"?

Für Irritation bei einigen Eingeladenen hat der Begriff "Veteraninnen- und Veteranentreffen" geführt. Offenbar empfanden manche den Begriff als unangemessen, und die Reportage im Kölner Stadt-Anzeiger gibt den Kritikern vielleicht sogar Recht. Aber auch den Befürwortern. Deshalb ein paar Worte zur Begründung. Widerspruch per Kommentar ist erwünscht! (Zustimmung natürlich auch.)

Einige der von mir Angesprochenen haben mit der Bemerkung reagiert, sie fühlten sich nicht als Veteranen, weil sie ja immer noch für den Frieden aktiv seien. Das trifft allerdings auf Eva Quistorp und mich auch zu, und es hat uns nicht davon abgehalten, den Begriff zu verwenden. So wie viele Schützenveteranen immer noch schießen können, können Friedenstauben-Veteranen immer noch Flugblätter schreiben und verteilen, auf Demos gehen, Friedenslieder singen, Transparente tragen, mit politischen Gegnern diskutieren, Leserbriefe schreiben usw.
Der Begriff "Veteranentreffen der Friedenstauben" war bewusst als Provokation gewählt. Es handelt sich dabei um ein Oxymoron, eine klassische Redefigur: die Kombination zweier Begriffe, die einander eigentlich ausschließen. Ähnlich wie der Begriff "Regenbogenkrieger" (Rainbow Warriors) oder Heinrich Bölls Romantitel "Fürsorgliche Belagerung" soll dieser Begriff eine Hoppla-Reaktion beim Lesen auslösen: Hoppla - was bitte? Veteranentreffen der Friedenstauben? Sowas gibt's? Wenn das Oxymoron die Journalisten Thomas Geisen und Cem Akalin neugierig gemacht und dazu bewegt hat, über unser Treffen ausführlich zu berichten, hat es seinen Zweck erfüllt.
Der Begriff "Veteranentreffen" spielt darauf an, dass das, was wir in der Friedensbewegung damals getan haben und vielleicht immer noch tun, ein organisierter Kampf war und ist - und insofern Ähnlichkeiten mit dem hat, was Soldaten tun. Schon äußerlich haben wir mit Fahnen, Märschen ("Unser Marsch ist eine gute Sache"), Gruppensingen, Blockaden, vielleicht sogar "militanten" Aktionen militärische Ausdrucksformen zitiert. Für Menschen meines Alters (Jahrgang 1960, ich war 1981-83 21, 22, 23) kommt hinzu, dass wir die Friedensbewegung in einer Lebenszeit erlebt haben, in der man auch Soldat hätte gewesen sein können. Zugleich haben wir als Männer in der Regel den Kriegsdienst verweigert und die bewusste Opposition zum militärischen Denken gewählt. Diese Vielschichtigkeit, diese inneren und äußeren Spannungen spiegeln sich hoffentlich in dem Begriff "Veteranentreffen der Friedenstauben".
Jens Jürgen Korff

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Jens J. Korff